Vom 05. bis zum 10. Januar 2013 unternahm die BGP09 ihre Abschlussfahrt in das Land, dass die EU-Präsidentschaft 2013 führt – nach Irland. Am Vormittag des 5. Januar ging es mit dem Flieger von Berlin in die Hauptstadt des Inselstaates nach Dublin. Vom Flughafen aus begann sofort die Erkundung mit der Besichtigung von zwei Einkaufszentren in Sword. Dabei konnte festgestellt werden, dass die Lebenshaltungskosten der Iren über denen der Deutschen liegen, da sowohl die Benzinpreise als auch die Preise für Grundnahrungsmittel höher als vergleichbar mit Deutschland ausfallen. Andererseits kam man im weiteren Verlauf der Reise mit Iren ins Gespräch, wobei man feststellte, dass die Grundeinkommen der Iren höher als bei den Deutschen ausfallen. Das bedeutet, dass Vollbeschäftigte mindestens 1183€ Netto in ihren Lohntüten haben. Damit haben die Iren eines der höchsten BIP in Europa. Auch die Arbeitslosigkeit liegt mit 5% am unteren Ende im Vergleich zu anderen EU Staaten. Die Iren selbst sind stolz auf die Wirtschaftsmaßnahmen der letzten 20 Jahre und bezeichnen die vom Staat durchgeführten Strukturmaßnahmen im Wirtschafts- und Sozialbereich selbst als „Keltischen Tiger“.
Nach dem Abstecher in die Geschäftswelt wurde das Generator Hostel im Zentrum der Stadt aufgesucht, um das Basislager für die nächsten 5 Nächte einzurichten. Direkt neben der Jameson Distillery hatte man gleich eine Sehenswürdigkeit nebenan. Jedoch kann man hier gleich vorwegnehmen, die Klasse hat es nicht geschafft, diese in den darauffolgenden Tagen zu besuchen. Grund: Viel zu interessant waren die vielen Sehenswürdigkeiten im Land als das da eine „Alkoholmaschine“ da noch mithalten könnte. Am Abend des ersten Tages ging es in die belebten Zentren der Stadt. Der erste Anlaufpunkt war das Brazen Head, dem mit 815 Jahren ältesten irischen Pub. Obwohl populär, waren die Speisen relativ preiswert, so dass mit „Irish Stew“ und „Beef and Guinness Stew“ traditionell gespeist werden konnte. Apropos Guinness, das bekannte irische Bier – wir raten davon ab, den es schmeckt anders als das Guinness in Deutschland. In Irland haben die Biere weniger Kohlensäure, beim Guinness kann man auch gleich abgestandenen kalten Kaffee trinken und der ist dann wahrscheinlich auch noch viel billiger. Anschließend ging es weiter über die vielen Brücken des Liffey hin zur berühmtesten Brücke, der Ha`penny Bridge, der Brücke der Verliebten. Viele haben sich an dieser Brücke als Fotomotiv versucht und auch die Schüler der BGP09 taten dies.
Am 2. Tag sah die Planung die Erkundung der Innenstadt vor. Es wurden zu Fuß der Innenstadtbereich mit der Temple Bar (Pubviertel), dem Irish Court, der Irish Bank, der O`Connell Street, der Graften Street (beides die bekanntesten Einkaufsstraßen), vorbei an Molly Melone der Frau aus dem bekanntesten irischen Volkslied, durch das Saint Stephens Green (dem bekanntesten Park) und das Trinity College (der bekanntesten Irischen Universität) besucht. In der Uni gab es dann auch die Möglichkeit einem Collegematch im Rugby zuzusehen. Fußball ist etwas für Weicheier und Rugby etwas für Männer war nach diesem Match die einstimmige Meinung. Anschließend wurde in der Uni die Ausstellung „Science Park“ besucht und dabei auch die Möglichkeit genutzt, mögliche körperlich aktive Computerspiele der Zukunft auszuprobieren. Danach ging es weitervorbei am Nationaltheater hin in das ehemalige Hafenviertel der Stadt, die auf der einen Seite das Flair einer modernen Großstadt rund um das Canal Dock besitzt und in Ringsend das Flair des Dockermilieus des vergangenen Jahrhunderts. Von hier hatte man auch einen Blick auf das Nationalstadion Aviva. Zurück ging es dann entlang des Liffey ins Hostel, wo der Tag mit vielen Gesprächen ausgewertet wurde.
Der dritte Tag sah nun vor die Geschichte der Inselrepublik zu beleuchten. Dazu fuhr man bei typischem irischem Wetter, regnerisch und windig, in die Region 50 km nördlich von Dublin. In Monasterboice wurde das größte Steinkreuz des Landes betrachtet, mit Old Mellifont Abbey das älteste Kloster besucht und auf dem Hill of Slane der Punkt der Christianisierung des Landes vor 1500 Jahren erkundet. Mit Newgrange, einer 5000 Jahre alten Grabstätte der Steinzeitmenschen besuchte man nicht nur ein Weltkulturerbe der UNESCO, sonder auch einen der Orte, wo die Besiedlung der Insel begann. Auf der Rückfahrt besichtigte man noch das Melahide Castle sowie die schönen Blick auf Dublin bei Nacht von der Landzunge Howth. Übrigens hatte das Regenwetter im Gegensatz zu den Schülern nicht durchgehalten, so dass der Blick wirklich einzigartig war.
Der vierte Tag sah mit Belfast eine politische Exkursion in die jüngere Geschichte des Landes vor. 1916 erkämpften die Iren ihre Unabhängigkeit von der Britischen Krone und in der Hand der Krone blieb nur noch der nordirische Teil der Insel. Viele politische Meinungen zur Zugehörigkeit dieser Region gibt es, obwohl wir ja eigentlich ein Europa sind. Besonders Ende der 60iger sowie in den 70iger und 80iger Jahren gab es viele Kämpfe zwischen irischen Nationalisten und britischen Unionisten. Böse könnte man hier auch sagen, dass es um „Christliche Werte“ zwischen den irischen Katholiken und den probritischen Protestanten geht. Nach der Besichtigung der Innenstadt ging es dann in die Konfliktregion um die Fallsroad und die Springfieldroad auf der irischen Seite sowie die Shankillroad auf der britischen Seite. Beide Seiten sind durch eine bis zu 10 m hohe „Peacewall“ getrennt und auf beiden Seiten kann man an der Mauer, aber auch an vielen Häusern, die politischen Graffitis mit der jeweiligen Meinung der Bewohner zum Konflikt sehen. Kurz: Die Iren: „Wir wollen Freiheit“ und die Briten „Heldenhafter Kampf für den Erhalt unserer Heimat“. Bemerkenswert war auch die Tatsache, dass in der Zeit unseres Besuches seit drei Tagen etwa 2 km entfernt britische Unionisten im Fahnenstreit der Stadt für die Hissung der britischen Flagge auf dem Rathaus demonstrierten und mit dem Beginn der Dämmerung dort die Lage mit brennenden Autos, Steinwürfen, Molotowcocktails und Gummigeschossen der Polizei eskalierte. Unsere Bemerkung, da wir die Lage im Fernsehen verfolgen konnten: Friedliche Demonstrationen mit im Anschluss jugendlichen Chaoten die auf Randale aus sind.“ In der Innenstadt war davon jedoch nichts zu merken und auch auf dem letzten Highlight der Tagestour, dem Titanicmuseum in der ehemaligen Dockregion Belfast war davon nichts zu spüren. Unheimlich war es jedoch schon, wenn man über die Dockanlage spaziert und weiß, dass genau an dieser Stelle eines der größten Passagierschiffe der Welt gebaut wurde, welches später in einer der größten Schiffskatastrophen sank. Wirklicher Abschluss des Tages war der Besuch eines bekannten schwedischen Möbelhauses, um in dessen Restaurant billig zu essen. Bemerkenswert ist dabei die Tatsache, dass man von diesem Restaurant einen einmaligen Blick auf die Landebahn des Belfast City Airports hatte, so dass in ca. 200 m Entfernung beim Essen unserer Köttbullar die Flugzeuge aufsetzen oder starteten.
Nun blieb am 5. Tag nur noch die typische irische Natur kennenzulernen. Pünktlich wie jeden Tag ging es 8:45 Uhr Richtung Süden in den Wicklow Mountains National Park. Zwar hatten wir unsere Reiseroute herausgesucht, aber durch die günstige Konstellation, dass wir uns verfahren haben, waren wir sehr schnell in einer phantastischen urbanen Landschaft angekommen. Der Reif des Morgens verzauberte die Landschaft zudem in eine Traumlandschaft, so dass fast jeden Kilometer angehalten wurde, um die entsprechenden Impressionen mit der Kamera einzufangen. Eines der ersten Motive waren dabei freilaufende Pferde und Schafe, die eigentliche die Straße, bzw. das was man da noch als Straße bezeichnen konnte, nicht freimachen wollten. Im weiteren Verlauf dieses asphaltieren Weges kamen wir dann in die Highlands, die bei bestem Sonnenschein und ohne weitere Besucher eine phantastischen Ruhe ausstrahlten. Die Klasse ließ es sich dann auch nicht nehmen, eine insgesamt 8 km lange Wanderung durch ein Hochmoor auf den 757m hohen Kippure zu unternehmen. Belohnt wurden die Schüler mit einem grandiosen Blick nach Norden auf die irische Hauptstadt, beim Blick gen Osten auf die Irische See, nach Süden in den Nationalpark und nach Westen auf die vielen grünen irischen Wiesen. Das durchwanderte Hochmoor zeigte an einigen Stellen die Geschichte von vielen tausenden Jahren Humusbildung unter dem spärlich wachsenden Moos und den rotbraunen Heidegräsern phantastische Natur. Weiter ging es dann hinunter in das Laragh Valley. Ein herrlicher Wasserfall mit einem grandiosen Blick in einen wunderschönen Taleinschnitt ließen die Kameras wieder sehr häufig klicken. Der Wasserfall selbst heißt Glenmacnass und ist mit insgesamt 120m der höchste Wasserfall auf der Insel. Aber es sollte noch weiter so fantastisch gehen, den mit dem Touristenziel Nr.1 in diesem Nationalpark, dem Glendalough See stand uns ein weiteres Fotomotiv bereit. Gut zudem noch die Tatsache, dass sich im Januar relativ wenige Touristen in diese Region verirren. Auch am Glendalough unternahm die BGP09 nochmals eine kleine Wanderung in die Natur. Dabei erhielt man unterschiedliche Blicke auf den See und das Tal und konnte zudem noch den kleinen aber feinen Poulanass Waterfall. Nicht vergessen darf man im Glendalough natürlich die Besichtigung des St.Kevin Klosters mit einem zirka 1000 Jahre alten von den Wikingern errichteten Rundturm. Fehlt eigentlich nun nur noch die irische Steilküste mit einem Leuchtturm. Also nichts wie los bevor es dunkel wird. Ziel des letzten Tagespunktes war dann Dunbur Head bei Wicklow mit seinen 3 Leuchttürmen. Die Steilküste war dabei inklusive und einige glaubten durchaus Lichter auf der anderen Seite der Irischen See gesehen zu haben. Durchaus möglich, den von dem ca. 100m hohen Fels bis zur britischen Küste sind des an dieser Stelle nur 80 km. Nach vielen Fotos ging es dann in die Dämmerung hinein und nach Dublin zurück. Es blieb nun noch den letzten Abend zu genießen. Zuvor sollten jedoch noch die einen oder anderen Andenken gekauft werden. Tja, in Irland werden die Lebenswerte der Menschen noch groß geschrieben und machen die meisten Geschäfte bereits 18 Uhr zu. Pech für den, der 15 min zu spät kommt. Also zum Genießen vorbei an vielen Straßenmusikern, an Pubs mit musikalischer Unterhaltung nochmals hin zum Brazen Head. Gemütlich am lodernden Kamin wurde wieder typisch irisch gegessen. Mit „Fresh Coujons of Fish in Beer Batter“ wurden typisch irische Fish`n`Chips verzehrt und völlig ohne Stress der Abend genossen. Wehe dem, der an diesen Abend triviale belgische Pommes bestellt hatte. Zurück im Hostel wurde dann wieder über die Erlebnisse des Tages diskutiert und erfolgreich die Annährungsversuche von einigen schwedischen Mädels abgewehrt.
Der sechste Tag war der Heimreisetag. Alles ging glatt und der morgendliche Rückflug in den Sonnenaufgang hinein bot nochmals schöne Fotomotive. Mit Wehmut muss man sagen, die Tage vergingen zu schnell und die Reise war eigentlich zu kurz.
M.S.