Ausbilder Mario Mendler (2. v. li.) mit Florian, Fritz, Nick und Danny (v.l.) . In vierwöchigen Mal-Einsätzen haben die Lehrlinge die Wappen an der Straßenfassade des Hauses erneuert
Das „Wappenhaus“ in Camburg wird ein Schmuckstück. Auch mit Spenden aus sachsen-anhaltinischen Dörfern. Camburg. Die Grafschaft Camburg ist schon lange Geschichte. Doch sie lebt in den Herzen vieler Menschen, die heute in den Dörfern rund um Camburg leben. Auch wenn diese heute in einem anderen Landkreis, ja in einem anderen Bundesland liegen. Casekirchen, Seidewitz und Köckenitzsch gehören zu diesen Dörfern, die heute Ortsteile der gemeinde „Molauer Land“ im Burgenlandkreis sind. Und der liegt in Sachsen-Anhalt. Doch gefühlsmäßig verorten sich viele der dortigen Einwohner im thüringischen Camburg. Anders ist es nicht zu erklären, dass sie jetzt Sponsoren eines wichtigen Camburger Sanierungsvorhabens geworden sind.
Klaus Baier, Ex-Bürgermeister von Casekirchen, Jens-Uwe Landmann vom dortigen Dorfclub und Kurt Walther vom Heimatverein Seidewitz übergaben gestern einen Scheck über 750 Euro an die Dornburg-Camburger Bürgermeisterin Dorothea Storch . Das Geld soll in die Sanierung des „Wappenhauses“ in Camburg fließen.
Mit dem hat es eine besondere Bewandtnis. Gebaut wurde das Haus in der heutigen Bahnhofstraße etwa um 1880. Zuerst war es Postgebäude, 1928 dann zogen die Camburger Kreissparkasse und die Kreisverwaltung hier ein. Um auf die Bedeutung des Amtes für die Region hinzuweisen, erhielt das Gebäude als Schmuck einen Fries mit den Wappen der 44 Dörfer, die zur Grafschaft Camburg gehörten. Und die geht immerhin auf Wilhelm von Camburg (1078-1116) und den wettinischen Markgrafen von Meißen, Konrad den Großen (1123 -1156) zurück.
Bis heute scheint das Wappenhaus mit seinem besonderen Fassadenschmuck ein Stück Heimatverbundenheit für viele Menschen in der Region zu sein. Die Embleme – verbunden durch den Schriftzug „Hand in Hand, Stadt und Land, stark und fest ein Eisenband“ – sind offenbar Zeichen der regionalen Verbundenheit im nördlichen Saaleland. „Wir haben von der Sanierung des Frieses an dem alten Kreishaus aus der Zeitung erfahren. Und da sich auch die Wappen unserer Dörfer dort befinden, wollen wir einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass dieses Vorhaben vollendet werden kann“, erklärt Klaus Baier das Engagement seiner Mitbürger.
Auf der Spendenliste, die er Dorothea Storch präsentiert, ist nicht nur der Heimatverein von Seidewitz mit einer stattlichen Summe vertreten, sondern an die 30 Einzelspender. „Das ist mehr als beeindruckend, ich bin regelrecht sprachlos“, sagt die Bürgermeisterin. Die drei Dörfer haben doch gerade einmal 300 Einwohner“. Von diesen fühlen sich aber viele mit Camburg verbunden. „Kein Wunder, schließlich gehörten unsere Dörfer lange zu Thüringen, mal zum Landkreis Stadtroda, mal zum Kreis Jena, doch 1952 wurden wir dem neuen Kreis Naumburg zugeschlagen“, erzählt Klaus Baier. „Nach der Wende gab es eine Bürgerbefragung und über 90 Prozent sprachen sich für eine Rückkehr nach Thüringen aus. Doch vergeblich“, ergänzt Jens-Uwe Landmann.
Dass auch den Camburgern ihr „Wappenhaus“ am Herzen liegt, konnte Dorothea Storch den Sponsoren aus dem Molauer Land berichten. Bisher seien 2500 Euro an Spenden zusammengekommen. Zudem reparierte die Firma Schwarze Stuckelemente und stellte Dachdeckermeister Schäfer das Gerüst für die Maler kostenlos bereit. Als solche hantieren mit Geduld und Geschick Lehrlinge der Göschwitzer Berufsschule. „Praxisprojekte gehören zu unserer Ausbildung“, berichtet Lehrausbilder Mario Mendler, der die Jungs anleitet. Mittwochs, donnerstags und freitags stehen die jungen Männer auf dem Gerüst und sorgen dafür, dass die verblassten und manchmal schon verschwundenen Wappen neuen Glanz bekommen. Im nächsten Frühjahr soll die Arbeit vollendet werden.
Angelika Schimmel / 11.10.13 / OTZ