Schulleiter Frank Weingart über die Folgen der Zentralisierung im Berufszentrum
Von Jan SchumannJena/Göschwitz.
„Wir sind nach wie vor gut aufgestellt, kämpfen aber seit Jahren mit den Folgen der demografischen Entwicklung“, sagt Frank Weingart. Der Interims-Schulleiter im Staatlichen Berufsbildenden Schulzentrum (SBSZ) in Jena-Göschwitz blickt mit Sorge auf die schwächelnde Vielfalt der angebotenen Berufsfelder. „Die geburtenschwachen Jahrgänge haben dazu geführt, dass wir in bestimmten Bereichen keine großen Klassen mehr realisieren können und wir diese Fachbereiche in den vergangenen Jahre schrittweise streichen beziehungsweise an Gera, Schleiz oder Hermsdorf abgeben mussten“, sagt er. „Auf die jungen Leute kommen so deutlich höhere Anfahrtskosten zu“. Die Zentralisierung im Netzplan für die staatlichen berufsbildenden Schulen in Thüringen verfolge das Ziel: „große Klassen an wenigen Schulen!“. Eine Ausbildung zum Metalltechniker, Maler, Maurer, Tischler oder Fliesenleger sei deshalb inzwischen am Standort Göschwitz nicht mehr möglich, während Betriebe keine „Lehrlinge“ finden. Derzeit beobachtet Weingart eine eine „tragische Tendenz“ im Berufsfeld der Gastronomie. Obwohl Jena eine attraktive Gaststätten-Landschaft und viele gastronomische Unternehmen vorzuweisen habe, sinke die Nachfrage junger Menschen, die den Beruf des Hotel- und Restaurantfachmanns erlernen möchten. Sehr kritisch sei auch der Rückgang der Physiklaboranten, die . „Das Land fordert minimal 15 Teilnehmer pro Klasse, Wir kommen aber auf keine zweistellige Zahl und kämpfen seit Jahren vergebens darum, das Minimum für solche Landesfachklassen herunterzusetzen“, sagt Weingart. Das führe dazu, dass Interessenten an dieser Ausbildung nach Bayern ausweichen müssen. „Und wenn sie dann einmal dort sind und sehen, dass sie deutlich mehr verdienen können als hier, kommen sie auch nicht mehr zurück“, sagt Weingart und ergänzt: „Wir bezahlen in bestimmten Bereichen die Ausbildung in Thüringen, und verlieren dann die fertig ausgebildeten Fachkräfte an andere Bundesländer ohne im umgekehrten Fall von Zuströmen aus anderen Bundesländern profitieren zu können“, sagt er. Die technischen Voraussetzungen im SBSZ seien hervorragend, die Labors sehr gut ausgestattet. Man habe sogar mehr Lehrkräfte zur Verfügung, als gebraucht werden. Das müsse noch mehr genutzt werden, fordert er. Die Stadt Jena setze sich für die Erhaltung der Standorte ein, stoße aber auf Widerstand in der Landespolitik. Immerhin sei durch die gute Personallage Unterrichtsausfall kaum ein Thema. Keine Sorgen machen muss sich Weingart um die Fachrichtungen Augenoptik, Koch oder Mechatronik. „Diese Klassen sind immer voll“, sagt er.