Seit einer Woche sind nun die Polarfahrer unserer Schule unterwegs. Die Region rund um die Städte Boden und Luleå hat die 10 Schüler und 2 Lehrer herzlich aufgenommen. Nach dem erlebnisreichen Start am Anreisewochenende und dem ersten Tag in der Schule ging es ab Dienstag mit vielen neuen Erlebnissen weitern. Am Dienstagmorgen absolvierten unter anderem 8 Schüler die Rettungsübung bei Eiseinbruch. Dazu mussten die Schüler in voller Montur ins 1° kalte Wasser springen und sich aus dieser kalten Lage selbst befreien – für alle eine neue Lebenserfahrung und es war nicht leicht, nicht in Panik zu verfallen. Alle absolvierten diese Übung mit Bravour und als Lohn wurde die nassen Kleider im 30° warmen Planschbecken ausgezogen. Anschließend folgte eine Rundtour durch Boden mit dem Besuch der verschiedenen Schulteile der Partnerschule Björknäsgymnasiet Boden sowie der Praktikumsplätze in den unterschiedlichen Betrieben. Besonders war hier der Besuch des Bereichs der Kraftfahrer- und Baufahrzeugfahrerausbildung, denn hier konnten sich alle selbst auf einem großen LKW und einem Frontlader ausprobieren. Am Abend ging es dann zum ersten Eishockeymatch in der SHL. Leider war das Ergebnis nicht das, was man haben wollte. Von Mittwoch bis Freitag stand dann die Ausbildung im Vordergrund. Entsprechend ihrer Ausbildungsrichtung sind die Schüler in unterschiedlichen Firmen untergebracht und konnten ihr in Deutschland erlerntes Wissen als KFZ-Mechaniker, Elektriker, Industriemechaniker oder Zerspanungsmechaniker unter Beweis stellen. Die Schweden äußerten sich positiv zum Ausbildungsniveau an unserer Schule und einige der Schüler erhielten sofort Jobangebote. Aber auch der Wissenszuwachs für die Schüler war nicht gering. Wie werden hier im hohen Norden Elektrokabel gezogen, wie werden Achsen gerichtet oder wie sieht die Arbeitsstruktur bei der Annahme von Fahrzeugen in einer Vertragswerkstatt aus. Viele Fragen, aber auch viele Antworten.
Am 2. Wochenende ging es dann auf Abenteuerreisen. Samstagmorgen legte man über 10km auf den „Eisroads“ der zugefrorenen Ostsee mit dem Auto zurück. Ziel war eine vorgelagerte und abgelegene Insel in Luleås Schärengarten. Dem einen oder anderen wurde bei der Anweisung, die Sicherheitsgurte bei der Überfahrt zu lösen, mulmig, denn diese Sicherheitsmaßnahme dient dem schnellen Verlassen beim Einbruch ins Eis. Aber alles ging gut und man wurde am Ziel der Reise mit einem Blick über den nördlichsten Bereich der Ostsee belohnt. Am Abend gab es dann ein weiteres und kaum zu wiederholendes Highlight: das Finale der Hockeychampionsleague. Luleå hatte sich dafür qualifiziert und das Finale fand dazu noch im heimischen Stadion statt. Mit Glück hatte man Tickets für die ausverkaufte Arena ergattert und so konnte man die unglaubliche Stimmung der begeisterten Hockeyfans erleben. Man fieberte mit und Luleå schoss 3 der 5 Tore. Leider verlor man dennoch, den eins der drei Tore war ein Eigentor. Sonntag wurde es richtig abenteuerlich. Nach dem Besuch des weltberühmten Treehotels in Harads, der Überfahrt über die längste schwedische Staumauer in Messaure, dem Überqueren des Polarkreises und vorbei an Rentieren wurde dann der Samenort Jokkmokk besucht. Hier wurde Mittag gegessen – Rentiersouvas – eine neue Erfahrung für deutsche Gaumen. Das nächste Ziel war dann Storforsen, die größten Stromschnellen in Europa. Sonnenschein über frisch verschneiten Wäldern hatte die Schüler bis dahin begleitet. Man erlebte ein Traumlandschaft mit vielen Motiven für unzählige Fotos. Nach den langen Fahrten durch die märchenhaft verschneite Landschaft und den Gebäuden in Jokkmokk fühlte man sich schon lange wie in Alaska. Alaska? – Da muss man nicht hin, denn es gibt vergleichbares in Lappland. Ja Storforsen war das Ziel, aber es kam anders. Man folgte dem Navigationssystem und man landete nicht wie es viele erzählen im Hafenbecken, sondern in Schwedens Pampa. Was war passiert? Entsprechend der Wegbeschreibung folgte man der Route und man wurde bereites stutzig, als man in einem Abschnitt die erste Spur in den 10cm hohen Neuschnee zog. Nach 5 km war dann Schluss. Bis dahin muss vor Tagen der Schneeschieber seine Arbeit getan haben, aber eben nicht weiter. Es musste umgekehrt werden und bei den alternativen Routen war auf Grund der verbleibenden Distanz das Ziel nicht mehr vor dem Dunkelwerden erreichbar. Man hatte jedoch Holz, Würstchen und Teig für ein ordentliches Lagerfeuer im Fahrzeug und warum sollte man nicht hier in der Wildnis das Feuer zünden. Gesagt und getan! Es wurde ein schöner Ausklang des Tages mit Grillwurst und Stockbrot. Danach standen noch 10 skandinavische Meilen (100km) über winterliche Straßen in der Todo-Liste, denn man wollte ja nicht auch noch im Wald schlafen. Der Rückweg wurde ohne Probleme in 1,5h geschafft. Erschöpft und müde, aber glücklich über das Erlebte ließ sich die Schüler in ihre Betten sinken.
Die kommende Woche steht nun voll im Zeichen der Ausbildung, aber die nächsten Eishockeytickets sind bereits gebucht und auch die nächsten Abenteuer sind geplant.