Nun sind ist das Erasmusprojekt in Schweden leider Geschichte und alle sehen mit einem lachenden und einen weinenden Auge zurück. Lachend, denn es gab viele neue Erlebnisse und weinend, denn die Tage vergingen viel zu schnell.
Die 2. und der Beginn der 3. Woche waren im Wesentlichen von der Arbeit in den Praktikumsbetrieben geprägt. Neue Arbeitsmethoden, andere Pausenkultur, Arbeit unter anderen klimatischen Bedingungen und die Verständigung mit den Kollegen in englischer Sprache brauchte viel Lehrreiches und viele neue Erfahrungen. Neben der Arbeit gab es weiterhin viel in der Freizeit zu erleben. Neben den Aktivitäten am Nachmittag mit Spielabenden oder Badbesuchen lag der Schwerpunkt vorallem bei den Ausflügen und Aktivitäten am Wochenende. Das 3. Wochenende begann mit einer Fahrt in die Weiten Lapplands, genauer gesagt zum Polcirkelportalen. Hier gab es eine zünftige Polarkreistaufe, es wurde am Lagerfeuer gegrillt und man unternahm die ersten kürzeren Motorschlittentouren. Der Tag fand dann mit einem gemeinsamen Bowlingabend mit schwedischen Schülern und Lehrern seinen Ausklang – es wurde gekämpft, gelacht und die gemischten Teams aus schwedischen und deutschen Schülern hatten jede Menge Spaß am Austausch. Die englische Sprache geht nun allen leichter über die Lippen und so manch deutsche Redewendung wurde ins Schwedische übersetzt. Manch einer konnte danach noch Zeuge eines Trabrennens bei eisigen Temperaturen, auf der verschneiten nördlichsten Trab-Rennbahn Europas, werden.
Der Samstag startete, nach einem gemeinsamen gemütlichen Frühstück in unserem Hostel, mit einer Führung durch das Rödbergsfortet. Bernd, ein ehemaliger Offizier, ließ uns mit seinen mitreißenden Geschichten in Bodens Militärgeschichte eintauchen und der Standort der Bunkerfestung oberhalb Bodens bescherte uns einen genialen Blick über die Stadt und die Region. Nach einer landestypischen „Fika“ mit Kaffee und Zimtschnecken mitten im Berg waren alle gestärkt für die Weiterfahrt nach Luleå. Auf dem Weg dahin machte man einen kurzen Zwischenstopp beim UNESCO-Weltkulturerbe „Gammelstad“. Verzückende rote Häuschen im tiefen Schnee. In Luleå wartete dann bei herrlichem Sonnenschein die zugefrorene Ostsee und die schwedische Wochenendstimmung. Wie die Einheimischen schnallten sich einige Schlittschuhe an und drehten ihre Runden auf dem Ostseeeis, andere schauten beim Marathon übers Eis zu oder bestaunten beim Spaziergang tolle Eisskulpturen- immer mit einem faszinierten Gefühl im Bauch gerade mitten auf dem Meer zu laufen. Nach der Befragung der Nordlichter- App war klar, dass die Chancen für die Sichtung von Polarlichtern am Abend gut standen. Also gings nach dem Abendessen auf Tour zu einem bewährten Spot mitten im Wald. Das Warten bei eisigen Temperaturen von -14 Grad wurde mit einem schönen Farbspiel am Nachthimmel belohnt.
Am Sonntag morgen gings für unseren „Schwedenchef“ Micha zurück nach Deutschland und die Dagebliebenen mussten nun erstmal ohne all seine Geschichten und Erklärungen klarkommen. So gings (zum 2. Mal ;-)) mit Bus und Auto auf Tour zu Skandinaviens größten Stromschnellen- Storforsen. Diesmal wurde das beeindruckend schöne Naturschauspiel mit halb zugefrorenen Wasserfällen problemlos erreicht. Von der schwedischen Begeisterung für ein Feuerchen im Schnee angesteckt, wurde nach einem geeigneten Platz im Wald gesucht. Dies gestaltete sich gar nicht so einfach, denn als erstes musste der im Schnee festgefahrener Bus durch gemeinsame Muskelkraft der Schüler wieder freigeschoben werden. Bald wurde dann ein einsames Plätzchen gefunden. So konnten die mitgebrachten Würstchen und Stockbrot über dem Feuer gegrillt werden- und das Gefühl von Freiheit wurde noch mit einer kleinen „Schlittertour“ gepimmt 😉
Nach solch einem ereignisreichen Tag und einstündiger Rückfahrt durch die verschneite Winterlandschaft und über schneebedeckte Straßen kamen wir kaputt und glücklich in unserem Hostel an. Der Hunger wurde bei einem gemeinsamen Pizzaabend gestillt. Eigentlich wollten wir nur noch gemütlich beisammensitzen, doch die Voraussagen für die Polarlichter waren diesmal super gut. Wir packten uns in warme Klamotten ein und auf ging es wieder zu unserem speziellen Waldspot. Schon direkt vor unsere Haustür wurden wir von herrlichen Polarlichtern empfangen. Ankommen im Wald eröffnete sich dann eine Show von Polarlichtern, welche uns sprachlos unter dem, mit fantastischen Farben erleuchteten, Himmelzelt stehen ließ. Eineinhalb Stunden genossen wir dieses faszinierende Spektakel und konnten die Mystik der Nordlichter in uns selbst spüren. Durchgefroren aber überglücklich fielen alle ins Bett.
Am Montagmorgen holte uns alle der Arbeitsalltag wieder ein- die Schüler gingen in ihre Firmen oder in die Partnerschule. Auch die schwedischen Kollegen bezeichneten die Polarlichter des vergangenen Abends als besonders schön- so ging die Arbeit gleich leichter von der Hand. Wie auch in den letzten Wochen, standen uns die das Erasmusprojekt betreuenden Lehrer des Björknäsgymnasiet wieder mit Rat und Tat zur Seite, unterstützen uns bei Rückfragen in den Firmen und fanden für besondere Anliegen Lösungen. Nach getaner Arbeit trafen alle wieder im Hostel ein und gemeinsam wurde ein leckeres Abendessen mit „Chili con carne“ gezaubert. Der Nachtisch musste mit vereinten Kräften zubereitet werden, denn Schlagsahne ohne elektrischen Rührbesen zu schlagen, erforderte viel „menpower“. Aber es hat sich gelohnt – am Ende konnten wir ein tolles Essen genießen.
Dienstagabend stand wieder Eishockey auf dem Programm- die Schüler sind zu wahren Fans geworden und mit Trikots und Fanschals ausgestattet konnte der Sieg Luleås mit 4:1 über Brynäs ordentlich gefeiert werden.
Die Zeit in den Firmen ging am Mittwoch zu Ende. Die Schüler hatten viel Neues dazugelernt, unter anderem das MAG-Schweißen und das Programmieren einer CNC-Maschine. Auch die Elektriker konnten viele neue Erfahrungen sammeln, vom Anschließen einer Wärmepumpe über das Verlegen großer Querschnitte bis hin zur typisch schwedischen Elektroinstallationen. Bei den NFZ-Mechanikern wurden Achsen gerichtet, Luftleitungen instandgesetzt und Radlager gewechselt. Es gab viel Lob von den betreuenden Chefs in den Firmen und wieder gab es das eine oder andere Jobangebot.
Nach so viel Sport (Eishockey) schauen, musste noch ein eigenes sportliches Erlebnis her- so wartete am Donnerstag das sportliche Highlight Biathlon auf alle. Für die meisten sollte das Skifahren und Schießen eine ganz neue Erfahrung werden- mit einem ehemaligen sehr guten schwedischen Biathleten als Trainer war dies jedoch kein Problem. Ob stehend oder liegend schießend, skifahrend oder -stürzend konnten doch alle über sich hinauswachsen und so war es für alle ein tolles winterliches Event!
Den krönenden Abschluss des ERASMUS- Austausch- Programms stellte die Verleihung der ERASMUS- Zertifikate dar. Mit Unterstützung der Partnerschule wurde jedem Schüler sein Exemplar vom stellvertretenden Abteilungsleiter des Björknäsgymnasiet übergeben. Mit glücklichen Gesichtern und voller Stolz nahmen die Schüler ihre Zertifikate in Empfang. Nach dem offiziellen Teil gings für alle nochmals raus in Schwedens traumhaften Winterwald. Eingeladen zum Grillen, in Rolfs charmante Wochenendhütte, konnten wir Lagerfeuer, Burger mitten im Winterwald und Elchspuren im Schnee genießen. Zum Dank an alle, am ERASMUS- Projekt mitwirkenden, schwedischen Lehrer feierten wir unseren letzten gemeinsamen Abend mit einem gemütlichen Abendessen.
Bevor wir die Rückreise mit fantastischen Eindrücken und Bildern im Gepäck antreten konnten, gab es nach dem Besuch des Wissenschaftszentrums „Teknikens Hus“ noch eine letzte Eishockeyparty in Luleå! Eine fantastische Zeit ging zu Ende- aber die einmaligen Eindrücke von einem Land mit toller Landschaft, einer spannenden Kultur und gelassenen offenen Menschen bleiben!!! Und nach so viel positiven Erfahrungen und Rückmeldungen in den Firmen findet vielleicht der eine oder andere Schüler ja seine berufliche Zukunft im hohen Norden Schwedens😉
Auf ein Wiedersehen in Schweden- vis ses i Sverige!!!