Fliegen wie ein Schneehuhn heißt nun der Titel dieses Artikels. Er hätte auch „Weißes Wunderland II“ heißen können, denn das Wunderland hatte für die 10 Schüler unseres SBSZ in der 2. Hälfte ihres Aufenthaltes ihre Fortsetzung. Im Vordergrund standen natürlich wieder die Praktika in den verschiedenen schwedischen Betrieben, um weiter neue Erfahrungen und neuen Kenntnissen zu sammeln. Aber auch in der Freizeit gab es weitere spannende und interessante Erlebnisse.
Dabei warteten auf die Lehrlinge am Abend wieder viele gemeinsame Spiele, gemeinsames Kochen oder individuelles Chillen. Nebenbei konnten man sich aber auch im Eishockey probieren. Beim Eishockey waren dann auch wie erwartet alle dabei und jeder hatte den Mut sich auf den Stahlkanten über das Eis zu bewegen. Eishockey ist eh in dieser Region eine große Sache und so besuchte man das Match zwischen Luleå und Malmö in der ersten schwedischen Liga. Happy waren die Schüler dann vor allem, da Luleå einen souveränen Sieg feierte. Einer der Höhepunkte wurde dann am 2ten Wochenende von den schwedischen Kollegen des Björknäsgymnasiet Boden organisiert. Es ging zur Polarkreistaufe zum Polcirkelportalen und nachdem man am ersten Wochenende schon Braunbärenfleisch probiert hatte, wurde nun Elch- und Rentierfleisch im Hamburgerbrot gereicht. Entsprechend des Aufenthaltes in der schwedischen Natur wurde ein Lagerfeuer gezündet und auf diesem Kaffee gekocht. Auf dem Rückweg kam dann die Sonne hervor, so dass die Landschaft sowie Rentiere wie aus dem Märchen an den Schülern vorbeizogen. Im Folgenden besuchten die Schüler noch das Treehotel in Harads, dann Messaure – die mit 2km längste Staumauer Schwedens und im Anschluss Storforsen, die größten europäischen Stromschnellen. Auch hier wurde nochmals ein Lagerfeuer gezündet und „Korv med Bröd“ zubereitet.
Am Sonntag stand Bildung auf dem Programm. Zuerst besuchte man Gammelstad, ein Weltkulturerbe, welches die mit über 500 Katen größte erhaltene Kirchenstadt Schwedens darstellt. Dann ging es in das Sciencecenter Teknikenshus an der Technischen Universität Luleå, um im Anschluss noch ein Snowscooterrennen in Boden zu besuchen. Mittlerweile war in der Woche die Temperatur in Boden von -5° auf -25° gesunken. Daher nutzte man jede Rennunterbrechung bei den Scooterrennen, um sich in der angrenzenden Turnhalle warm zu halten.
Mit Beginn der dritten Woche klarte dann endlich der Himmel auf und nun wartete man auf die versprochenen Polarlichter. Die Schüler wurde am Montagabend auch nicht enttäuscht und etwas außerhalb Bodens konnte man sich diesem Naturschauspiel erfreuen. Gleichzeitig stellte diese Nacht auch für alle einen neuen Rekord auf, denn während der Beobachtungen sank die Anzeige auf dem Thermometer auf -35°. Nur kurz wurde bei diesen Temperaturen die Hand zum Fotografieren aus den Handschuhen genommen, denn -35° sind wirklich „svinkalt“ – wieder Schwede sagt. Entsprechend der Temperaturen mussten einige Schüler nächsten Tag tatsächlich „Frostbeulen“ auf ihren Händen feststellen.
Dienstag war dann für alle der letzte Praktikumstag und manche hatten hier schon das Gefühl, dass der Aufenthalt in Schweden viel zu kurz war. Am Mittwoch hatten die deutschen und die schwedischen Kollegen ein gemeinsames Bildungsprogramm organisiert. Gemeinsam mit schwedischen Schülern wurde die Reise in das 200km entfernte Gällivare zur dortigen Kupfermine „Aitik“ angetreten. Hier erfuhren die Schüler viel über die Förderung und die Aufarbeitung von Kupferkies und die Gewinnung von Begleitelementen. Immerhin fallen in der Mine als Nebenprodukt 2,5 Tonnen Gold im Wert von ca. 125 Mio. Euro im Jahr an. Auf dem Rückweg hatte man dann noch die Möglichkeit einen kurzen Stadtrundgang in Gällivare, der Heimat von Hooja, durchzuführen. Hooja?? In Deutschland ist das Duo fast unbekannt, in Schweden sind die Musiker in allen Altersgruppen hipp und sie haben entsprechend eines ihrer Songs diesem Artikel auch ihren Namen gegeben. Neben einem Holzelch fand man in Gällivare noch ein sehr schönes hölzernes Bahnhofsgebäude, eine geneigte Schlitterbahn aus Eis, eine Lagerfeuerstelle mitten in der Stadt und viele beleuchtete Bäume, die die Weihnachtsstimmung zurück holte.
Die Organisation des Donnerstags lag dann ganz in den Händen der schwedischen Kollegen. Am Vormittag wurden unsere Schüler dabei auf Ski gestellt und der eine oder andere machte dabei Bekanntschaft mit dem kalten Weiß unter den Brettern. Da das kalte Weiß aber sehr pulvrig war, konnte jeder diesen Bodenkontakt locker verkraften. Die Skispur führte am Ende auf eine Biathlonanlage und hier wartete schon der Trainer der Leistungsbereiche Jugend und Junioren Karl Gunnar „Kalle“ Grenemark. Kalle war früher selbst Biathlet und unter anderem Konkurrent der deutschen Asse Frank Rösch und Frank Ullrich. Kalle hatte für unsere Schüler schon alles bereitgestellt und mit 4 KK-Gewehren wurde dann auf die Scheiben in 50m Entfernung geschossen. Anschließen hatte die Sportlehrerin Elisabeth Berggard die Isvaken vorbereitet. Isvaken?? – das ist eine obligatorische Übung für Schüler im 2. Lehrjahr in den nördlichen Regionen Schwedens. Ziel ist dabei, die Überlebenswahrscheinlichkeit von ins Eis eingebrochenen Personen zu erhöhen. Also wie geht das? Man springt ganz einfach bekleidet mit Sachen in ein ins Eis gehacktes Loch und man muss sich dann unter „Aufsicht“ wieder selbst aus dieser misslichen Lage befreien. Alle, die von unseren Schülern und Lehrer an dieser Übung teilgenommen haben, haben diese Übung mit Bravour absolviert. Anschließend nutzten dann alle noch die Möglichkeit im angrenzenden Nordpoolen im warmen Wasser zu planschen.
Am Freitag fand zum Abschluss die feierliche Europasszeremonie statt. Hier erhielten die Schüler ihre Teilnahmezertifikate und dazu hatten sich nicht nur die Schulleitung, sondern auch die Politik in Form des Schulamtsleiters der Kommune Boden Johan Lund eingefunden. Anschließend ging es in das Pagla-Skistadion, wo man schon am Vortag mit dem Gewehr unterwegs war. Dieses Mal war die Scjhüler mit einer Åkmata unterwegs. Dahinter verbirgts sich nichts anderes als eine Rutschmatte aus Kunststoff. Mit dieser ging es dann mit bis zu 70km/h den Rodelberg hinunter.
Samstag, der letzte Aufenthaltstag, wurde ruhig gestaltet. Auf einer langen Eisstraße ging es auf die Insel Junkön, um von dort die Arbeit der Eisbrechen im nördlichen und jetzt gerade zugefrorenen Teil der Ostsee zu beobachten. Es waren hier zwar nur -3°, aber bei richtigem Küstenwind fühlte es sich wie -15° an. Nachdem man noch einen Schweden aus dem Wald gerettet hatte, er war mit seinem Pickup im Schnee stecken geblieben, machten die Schüler einen relaxten Gang durch Luleås Stadtzentrum oder drehte mit dem Spark oder auf Schlittschuhen einige Runden auf dem Eis des alten Hafenbeckens. Abgeschlossen wurde der Tag dann mit einem feierlichen Dinner zum Dank an die Unterstützung durch die schwedischen Kollegen. Zum Abschluss der Reise zeigten sich dann bei sternenklarem Himmel nochmals die Polarlichter und hier von ihrer besten, d.h. stärker leuchtenden Seite.
Sonntag ging es dann nach Hause. Man musste Abschied nehmen von neuen Freunden und einer neuen „Heimat“. Viele unserer Schüler hatte teils tiefer gehende Bekanntschaften mit schwedischen Schülern gemacht und mit den neuen Erfahrungen viel es schwer wieder nach Hause zu reisen. Bei -16° nahm man Abschied und nach 2 Flügen bei 16° in München zu landen. Einen kurzen Schreck bekam man, da eine Fehlemail von der Lufthansa verschickt wurde, nach der das gesamte Gepäck in Stockholm verblieben sein sollte. Dennoch ging man an das Gepäckband und schnell verschwand die aufgekommene Panik, denn die Koffer tauchten doch nach und nach auf dem Band auf. Man hatte Zeit bin der Zug fuhr. Nach einem kleinen Snack begab man sich in die Hände der Deutschen Bahn und an wurde entsprechend des Erwartungsbildes Bahn nicht enttäuscht. Mit 25min Verspätung in Erfurt wurden die Anschlusszüge verpasst, so dass man dann mit 1 Stunde Verspätung an den Zielbahnhöfen ankam.
Gesund und munter mit vielen neuen Erfahrungen – viele möchten die Reise gern wiederholen – natürlich geht dies dann nur auf eigene Faust.